https://neo.mx3.ch/nicolasbuzzi

Nicolas Buzzi ist 1987 in Bern geboren, lebt und arbeitet heute in Zürich und Frankfurt. Nicolas Buzzi verbindet Kompositions- und Aufführungspraxis, um auf spezielle Anforderungen und Möglichkeiten der Elektronischen Musik zu antworten. Deren inhärente Eigenschaft, Definition und Formung zeitlicher Abläufe sowie Räumlichkeit direkt im Instrumentarium verhandeln zu können, erlaubt ein Umdenken der klassischen Rollenverteilung. Buzzis diverse Praxis umfasst Werke für Ensemble, Soloperformer, Musikinstallationen, Performances, Ton und Musik für Oper, Theater und Film, Instrumentenbau, Klangregie, Vermittlung, insbesondere aber auch das Arbeiten im Kollektiv und an den dazugehörigen sozialen Konstrukten.

Buzzis Arbeit ist und war u.a. an der Architekturbiennale Venedig, im Cabaret Voltaire Zürich, an den Engadin Art Talks, im HEK Basel, am HKW Berlin, am Istituto Svizzero in Milano und in Rom, im Taylor Macklin Zürich, am Theater Basel, im Kampnagel Hamburg, am Kanuti Gildi Saal Tallinn, im Kölnischer Kunstverein, im Kunsthaus Aargau, im Kunsthaus Bregenz, im Kunstmuseum Basel, im Kunstraum Riehen, am Locarno Film Festival, in der Nidos Meno Kolonija Lithuania, im NUS Museum Singapore, an der São Paulo Architecture Biennial, am Schauspielhaus Zürich, im Schunck* Museum Heerlen oder am ZKM Karlsruhe vertreten.




Komposition und Aufführung
Elektroakustische Musik (Auswahl)

2022 Say What? – Just Paraphrasing, Elektronik, Solo (Auftrag des Musikfestival Bern, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung; UA Turbinensaal Dampfzentrale Bern, ShortCuts Frankfurt)
https://neo.mx3.ch/t/1h7U
            
Say What? – Just Paraphrasing ist ein Werk zu Orlando di Lasso’s Prophetiae Sibyllarum. Dessen zugrundeliegendes Musikdenken teilt mit meiner Praxis gerade mal die Verortung in einem Kanon der westlichen Musik; einem Kanon, welcher sich nach vergangenen Jahrhunderten allerdings kaum selbst mehr gleicht. Trotzdem: Beide Werke teilen sich Klang als Struktur in der Zeit, zwischen Zuhörenden geteilte Hörerfahrungen, das Verhandeln von Ästhetik und nun eben, sei es unfreiwillig oder konstitutiv, das Schicksal dieser Gegenüberstellung. Irgendwo, vielleicht im Wahrnehmungsapparat der Zuhörenden oder zumindest in der Intention der Aktivierung jener, wird vielleicht ein gegenseitiges Verständnis liegen. Und: Say What? – Just Paraphrasing gründet zwar auf Raumspezifischen Gegebenheiten und einem heutigen ästhetischen Diskurs, aber eben auch auf Metadaten von di Lasso’s Renaissancewerk.
Ob die strukturellen und kulturellen Verbindungen zwischen beiden Werken kognitiv erfassbar sind oder nicht, ist allerhöchstens sekundär, denn zu verleugnen sind sie nicht. Say What? - Just Paraphrasing ist ein Gesprächsversuch über Struktur, über Beziehungen, über Zeit und Zeitalter, über Motive, Behauptung, übers Zuhören, über Sinn und Bedeutung. Eine angestrebte Metadiskussion, die im Wesentlichen einen Vorschlag verhandelt: Nämlich, den Fokus vom Lesbaren abzuwenden, um ihn auf die Zwischenräume struktureller Gestaltung und ästhetischer Setzungen zu verlagern; auf Verhältnisse, die sich aus dem Geschriebenen herausbilden, wenn das Geschriebene durch eine extensiv-objektive Leseart von Sinn und Intension befreit wird. Es könnte schließlich sein, dass sich etwas erkennen lässt. Jedenfalls soll es einen Versuch wert sein – einen, der sich nicht scheut zu scheitern. Denn auch in einem vermeintlichen oder oberflächlichen Unverständnis findet sich ein Angebot zur Reflexion darüber, was als Musik erkannt wird und damit darüber, wieso es sie gibt.

2022 Kein Wunder, Solo (Auftrag des Musikfestival Bern, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung; UA Kleine Bühne Progr Bern)
Als wären Kultur, Schall, das Zuhören und die Musik, die daraus entsteht, nicht schon Wunder genug, gibt es akustische und psychologische Phänomene, welche den menschlichen Hör- und Wahrnehmungsapparat mit erweiterten Herausforderungen konfrontieren. Oft sind es ungewohnte Klänge, Lautstärken oder Kombinationen, Situationen also, denen sich die Evolution noch nicht ausführlich genug zuwenden konnte. Es erstaunt also nicht weiter, dass derartige Phänomene bei der Arbeit mit Technologie regelmässig zu beobachten sind. In der elektronischen Musik, wo der Natur ansonsten fremde Spektren, Lautstärken und Dispersionsmuster möglich sind, entstehen solche Situationen entsprechend oft; trotzdem sind sie überraschend, Reaktionen darauf mitunter unmittelbar.
Um dem Thema Wunder im Kontext des unvermittelten zu begegnen, widmet sich Kein Wunder Hörerfahrungen der besonderen Art. In dem Stück bestimmen Fehler und Täuschungen der menschlichen Wahrnehmung von Schall das akustische Material und dessen Strukturierung, und: Die Musik wird unweigerlich, unwissentlich oder nicht, durch die Rezeption selbst aktiv ergänzt. Was während der Aufführung alles als wahr genommen wird und das, was erklingt oder erdacht wurde, das sind zwei ungleiche Dinge. Ob es dann gelingt, zwischen diesen zu differenzieren, wird sich zeigen; im Gespräch mit dem Parapsychologen und Physiker Walter von Lucadou.
                            

2022 Masking Game, Für Buchla-Synthesizer (Musikfestival Ruemlingen, OOR-Records Zürich)
Masking Game dreht sich um Prozesse der Erneuerung, um Status und Sehnsucht. Die Arbeit besteht aus einer Anordnung für einen Musikautomaten und zwei räumlich getrennte Lautsprechersysteme, eins davon fernab im Hintergrund. Dieses wird verwendet, um mit dem Automaten ein musikalisches Szenarium zu skizzieren; wirkt das zufriedenstellend, wird es in den Vordergrund gebracht. Durch die nun entstandene, eigentliche Musik hindurch kann zugehört werden, wie im Hintergrund mitsamt hörbaren Artefakten ohne musikalische Intention erneut neues entsteht, um letztlich das Vordergründige abzulösen. Der Aufbau von Figuren, Geräuschen und Texturen sowie Momente der Festlegung werden beinahe offengelegt, lediglich maskiert von dem, dessen Aufbau vorgängig belauscht werden konnte. Ein sich wiederholender Ablauf, bis dem Spiel ein Ende gesetzt wird.

2021 Log Log, Für Papierorgel und Performer*Innen (Nicolas Buzzi und Harmony) (Nidos Meno Kolonija Lithuania)
                                 
2021 Us II, für Buchla-Synthesizer (Kunsthaus Aussersihl, CD Baisiez moi; thélème – Winner Gramophone Early music Award 2022)

2021 Disarm! Alliance Alliance, für Buchla-Synthesizer (Tonbandstück in offener Form)

2020 Us VIII/VII/IX - Unison in Seven Parts for One Body of Eight Voices, für Buchla-Synthesizer (NUP 5, Kanuti Gildi Saal Tallinn, Predigerkirche Basel)
https://neo.mx3.ch/t/1gyx

2020 Negotiating the Space Between Rhythm and Timbre pt 2, für Buchla-Synthesizer (ICST Generator #59, Mehrspur Zürich, Altchemiefestival Zürich) 
https://neo.mx3.ch/t/1gwz

2020 Negotiating the Space Between Rhythm and Timbre at RFSC, für Buchla-Synthesizer (Rote Fabrik Zürich)
https://neo.mx3.ch/t/1gYI

2020 Pain, Realtime-Streaming-Projekt für binaurale elektronische Musik, in Zusammenarbeit mit Martina Buzzi und Li Tavor
(Online, www.p-a-i-n.org, unterstützt durch den Close Distance Call der Pro Helvetia)
https://neo.mx3.ch/t/1gsu
             

2019 ssssscccccccaaaaallllleeeeee, für Buchla-Synthesizer (Kunsthalle Zürich, CAN Centre D'Art, Parzelle 403, Garde du Nord u.a.)
              
2019 Lot, von Germán Toro Perez und Nicolas Buzzi, für Feedback-Rohre, Klarinetten und Posaune (Kunstmuseum Basel, Grossmünster Zürich, EPFL Lausanne)

2019 Etüden für die Gestaltung des Ausklangs, für Buchla-Synthesizer (Walcheturm Zürich, OOR Saloon Kirche St. Jakob u.a.)

2018 Oscillating at 40Hz, Aufführung für nicht synchronisiertes 12-Kanal-Band und Live-Elektronik, Zusammenarbeit mit Knowbotic Research (M.1 Hohenlockstedt)

2018 Über die Zeitlichkeit einer Erinnerung, Vokalquartett mit Live-Elektronik, im Auftrag des Ensemble SoloVoices (Gare du Nord Basel, Walcheturm Zürich)

2017 Wasteland Pavillon, für Stimme, Becken, Feedback, Live-Elektronik, in Zusammenarbeit mit Li Tavor (Binz Zürich, Freymond Guth Basel)


2016 Focus on the Behavior of Daniel V. Keller, für Performer, Signalglocken und Live-Elektronik (ZHdK Zürich, Walcheturm Zürich, ZKM Karlsruhe)

2016 Performing Circles: The Presence of an Erratic Residency für Stimme, Pauke und Synthesizer, im Auftrag des Ensemle Vidya, in Zusammenarbeit mit Martina Buzzi (Kugler Geneve)

2016 No Visionary No Canvas No No No, Tonband, Zusammenarbeit mit Martina Buzzi (Walcheturm Zürich, ZHdK Zürich)

2015 Epizykel, für 3 Synthesizer (Heiliggeistkirche Bern)


Audio- und Musikinstallationen (Auswahl)

2022 Talking Measures – Speaking Mirrors, Musikinstallation, Li Tavor und Nicolas Buzzi (Swiss Art Awards 2022)
                           

2021 Talking Measures Or How to Lose Track. Musikinstallation, Li Tavor und Nicolas Buzzi (Istituto Svizzero Milano, WKV Stuttgart)
                           
https://www.moussemagazine.it/magazine/li-tavor-nicolas-buzzi-talking-measures-or-how-to-lose-track-at-istituto-svizzero-milan/

2019 Umlaute,für Feedback-Rohre, Zusammenarbeit mit Germán Toro-Pérez (Kunstmuseum Basel, Grossmünster Zürich, EPFL Lausanne)

2019 Entering and leaving the CCSP, Zusammenarbeit mit Martina Buzzi und Li Tavor (Everyday, die zwölfte Ausgabe der Internationalen Architekturbiennale von São Paulo, Brasilien)

2018 Svizzera 240: House Tour, Audioinstallation im Schweizer Pavillon, kuratiert von Alessandro Bosshard, Matt van der Ploeg, Ani Vihervaara und Li Tavor (16. Architektur-Biennale Venedig)

2018 Amazonian Flesh, Zusammenarbeit mit Knowbotiq Research (Kampnagel Hamburg, HKW Berlin, Black Frame Dortmund, HEK Basel)

2015 Sounds of a Thinking Lizard, Zusammenarbeit mit Daniel V. Keller (Kunsthalle Arbon, Mikro Zürich)
https://vimeo.com/327564672

2015 Sorry I'm late - XOXO Echo, Installation oder Duo für Triangel, Xylophon und Live-Elektronik, Zusammenarbeit mit Li Tavor (Taylor Macklin Zürich, Piano Nobile Geneve)
http://www.taylormacklin.com/SorryImLateXOXOEcho.html

2014 Ohne Titel, in Zusammenarbeit mit Li Tavor für Hannah Weinberger (KUB Arena Kunsthaus Bregenz)

2013 Ohne Titel für Mohéna Kühni (Kunsthaus Aarau, Schweizer Kunstpreis)

2011 Alles muss weg (Schauspielhaus Zürich)

2011 Words to Mouth, Installation und Komposition für Moog Synthesizer (Van Horbourg Basel)


Performance (Auswahl)

2022 Composing Measures, Performance von Li Tavor und Nicolas Buzzi, mit Teresa Vittucci und Harmony (Istituto Svizzero Milano, WKV Stuttgart)
https://www.istitutosvizzero.it/it/performance/composing-measures-music-and-architecture/

2020 Performance mit Lithic Alliance mit Feedback-Rohren auf dem Vulkanplatz (KiÖR)

2019 Suspended Gestures Zusammenarbeit mit Martina Buzzi (mit Miao Zhao, Franziska Koch, Monika Stalder, Li Tavor - Kunsthalle Zürich, Cabaret Voltaire)



2018 Genesis Machines, Zusammenarbeit mit Knowbotic Research (HKW Berlin)

2015 J'ai dit Oui, mais c'est Non, Hermesdance (Grosse Halle Bern)

2013 The State of Making Things, Zusammenarbeit mit Li Tavor, Melodie Mousset (La Rada Locarno)

2012 Alphotopia/Melanotopia, Zusammenarbeit mit Mohena Kühni und Kathrin Yvonne Bigler (transform.bz Bern)


Film

2017 Dene wos guet geit, Location Sound, Sounddesign, Tonschnitt, ein Film von Cyril Schäublin und Silvan Hillmann (Europäischer Filmpreis – Nomination in der Kategorie European Discovery, Schweizer Filmpreis – Nomination in der Kategorie Bester Spielfilm, Zürcher Filmpreis – Gewinner in der Kategorie Bester Spielfilm, Edinburgh International Film Festival – Gewinner Best International Feature Film, Murcia International Film Festival – Gewinner Special Prize of the Jury, Locarno Festival – Gewinner Special Mention of the Jury)

2017 Human Crater, Filmmusik, Sounddesign, Tonschnitt, Mix 5.1, mit Li Tavor, ein Film von Kollektiv U5

2013 Phillosophy, who needs it, Kurzfilm, Zusammenarbeit mit Li Tavor und Daniel V. Keller



Musik für Theater/Oper (Auswahl)

2021 Il ritorno d’Ulisse in Patria, elektroakustische Beiträge zur Oper nach Monteverdi, in der Inszenierung von Krystian Lada, Musikalische Leitung: Johannes Keller (Theater Basel)
            

2021 Börsen handeln, Komposition und Aufführung Theatermusik im Stück von Tim Zulauf/KMU Produktionen (Finanzmuseum/Gessnerallee Zürich)

2018 Entgeisterung, Theaterhaus Gessnerallee Zürich, Komposition und Interpretation, Regie Tim Zulauf

2017 Trollhaus, Zürcher Theaterspektakel, Komposition und Interpretation, Regie Tim Zulauf

2013 Nichts. Was im Leben wichtig ist, junges Schauspielhaus Zürich, Komposition und Interpretation, Regie Enrico Beeler

2012 Der Hund mit dem gelben Herzen, junges Schauspielhaus Zürich, Komposition und Interpretation, Regie Philippe Besson

2011 Blauer als sonst, junges Schauspielhaus Zürich, Komposition und Interpretation, Regie Steffen Pietsch

2011 Remember Me, junges Schauspielhaus Zürich, Komposition und Interpretation, Regie Enrico Beeler

2010 Stones, junges Schauspielhaus Zürich, Komposition und Interpretation, Regie Enrico Beeler



Sendungen, Artikel (Auswahl)

2022 Sonible Blog
https://www.sonible.com/de/blog/nicolas-buzzi-iko-macht-musik-nicht-nur-hoerbar/

2022 Lauschinsel | Instrumentenkarussell Niels Kaiser / Nicolas Buzzi über Synthesizer (hr2)

2021 Musik unserer Zeit: Nicolas Buzzi im Portrait von Benjamin Herzog (SRF2)
https://www.srf.ch/audio/musik-unserer-zeit/nicolas-buzzi-und-sein-synthesizer?id=11934451

2021 Vogel, flieg! Benjamin Herzog über Nicolas Buzzi
https://neoblog.mx3.ch/index.php/2021/06/10/deutsch-vogel-flieg/?lang=de


Texte und Publikationen (Auswahl)

2022 Musik, wo nichts erklingt, Artikel über Spiegelschall (Frankfurt im Takt)
https://www.hfmdk-frankfurt.de/news/musik-wo-nichts-ertoent

2021 Hello and Welcome to Pain, Essay von Buzzi Buzzi Tavor (Slow Spatial Reader – Chronicles of Radical Affection, Carolyn F. Strauss (ed.), Valiz books and projects)
https://slowlab.net/Slow-Spatial-Reader-Chronicles-of-Radical-Affection-Valiz-2021


Workshops und Lectures (Auswahl)

2022 Listening to Mirror Sound Sources: or Another Way to Encounter Bodies, Spaces and Other Things, Institut Kunst, FHNW Basel, mit Li Tavor

2019 Rohrwerken - Feedbackrohre, HEK Basel

2018 Experimentelle Stimmaufnahmen, Kulturbüro Zürich, mit Franziska Koch

2018 Improvisation mit vernetzten Feedback-Systemen, Master Bildende Kunst, ZHdK

2017 Instrument-Building-Workshops, OOR Zürich, mit Martina Buzzi

2017 Grafische Notation (für elektroakustische Musik), Master Kunstpädagogik, ZHdK, mit Chantal Küng